DigiBooster Professional

von
Thomas Heinrich

Screenshot

Musik

DigiBooster Professional ist ein Sound- und Songeditor, mit dem man diese netten Musikmodule erstellen kann, die den Aminet-CDs immer die große Datenmenge bescheren. Das Grundmuster dieser Module besteht darin, daß man Soundsamples nimmt und diese dann in einer bestimmten Tonhöhe nach einem bestimmten Rhythmus abspielt. Was dabei herauskommt, ist Musik - wenn alles glatt ging.

DigiBooster kann nun genau das, und noch mehr. Zum einen kann es selbst Samples aufnehmen, was ich leider nicht testen konnte, da mir ein Sampler fehlt, zum anderen kann es diese auch noch nachbearbeiten und mit diversen Effekten versehen, wie z.B. transponieren, also die Tonhöhe ändern, ohne daß dabei die Geschwindigkeit verändert wird, wie bei zu schnell/langsam abgespielten Schallplatten (falls die noch jemand kennt...).

Technik

Die Soundausgabe erfolgt ausschließlich über das AHI-Device, einem im Aminet frei erhältlichen Soundausgabesystem, daß auch Soundkarten unterstützt.

Praktischerweise ist das Device auch gleich auf der einzigen Installationsdiskette enthalten, die in einer CD-Hülle steckt. Als Mogelpackung möchte ich das nicht bezeichnen, denn schließlich hat sogar einmal das Bundesministerium für Verteidigung (kurz: Bundeswehr) eine solche Verpackung für ihr Promo-Spiel "Helicopter Mission" benutzt.

Auf der Rückseite der Verpackung findet man eine Aufzählung der Features von DigiBooster, leider auf Englisch. Ganz unten steht noch ein unmotiviertes "Deutsch und English" ohne jeden Bezug. Das einzige deutsche, das sich findet, ist eine mehr schlecht als recht übersetzte Anleitung, die übrigens nicht mitinstalliert wird. Weiter deutsche Fragmente findet man in manchen Requestern. Das Inlay bietet außer ein paar unkommentierten Screenshots gar keine Informationen.

Die Systemvoraussetzungen sind moderat: MC68020, Kickstart 2.0, mehr ist nicht nötig. Empfohlen wird jedoch ein MC68030 mit 50 MHz, 4 MB RAM und eine Soundkarte.

Auch ein Kopierschutz ist vorhanden, der jedoch ziemlich sinnlos ist. Bei der Installation wird der Programmpfad fest einkodiert, so daß jedes umbenennen oder verschieben eine Fehlfunktion des Programms zur Folge hat. Die Auswirkungen reichten bei mir von "keine Folgen" bis "Deadlock beim öffnen des Config-Fensters". Aber auf keinen Fall das, was die Anleitung androht, nämlich ein Beenden des Programms nach fünf Minuten.

Installation

Auf der Diskette finden sich sage und schreibe drei Installationsskripte, die alle ausgeführt werden wollen, am besten in der Reihenfolge "InstallAHI", "InstallFonts" und "InstallDBPro". Obwohl mit den Installericons versehen, ist nur "InstallAHI" ein echtes Installerskript.

"InstallFonts" kopiert den Font nur per DOS-Skript und "InstallDBPro" ist sogar ein ganzes Programm, das auch den Kopierschutz realisiert. Hier wählt man eine Schublade, in der das Programm erzeugt wird, das war's. Will man eine Unterschublade für DigiBooster, muß man die vorher erzeugen, umbenennen und verschieben geht ja nicht. Spätestens hier entsteht doch ein größerer Zweifel am Produkt.

Die Anleitung sucht man, wie erwähnt, auch vergebens. Wenn man sie braucht, sollte man sie sich gleich von Hand von der Diskette kopieren. Und als unbedarfter Einsteiger wird man sie brauchen.

Start

Startet man DigiBooster, wird zuerst der Workbench-Screen geklont und DigiBooster darauf gestartet. Soweit keine schlechte Lösung, nur hat man dann eine Oberfläche vor sich, die einen erstmal das Grausen ins Gesicht treibt. Knöpfe, Schalter, Eingabefelder soweit das Auge reicht. Auf den ersten Blick ist keine logische und optische Unterteilung zu erkennen, auf den zweiten auch nicht. Erst wenn man auf manche Knöpfe klicken will, merkt man, daß es eigentlich nur Beschriftungen sind.

Nimmt man dann eine höhere Bildschirmauflösung, kommt der nächste Effekt: Die Breite des Layouts ist fest, so daß zwar das Notendisplay höher wird, aber rechts ein unschöner, ungenutzter Rand entsteht. Zudem werden die Knöpfe so klein, daß sie immer schwerer zu entziffern sind.

Es kommt noch schlimmer. Manche Knöpfe überschreiben wieder andere, so daß Mehrfachbelegungen herauskommen, je nachdem, welche Funktionalität man gerade gewählt hat. Eine Eingewöhnung an immer wiederkehrende Arbeitsabläufe wird so wirksam erschwert.

Da ist es eigentlich nicht mehr erwähnenswert, daß das Ganze schön bunt ist, mit Hintergrundmustern hinterlegt, die grausam gedithert sind. Sicher ist der Style-Guide manchmal streng, aber an diesem abschreckenden Beispiel sieht man auch, warum.

Arbeit

Jetzt möchte ich auch mal etwas positives berichten. Man kann tatsächlich Samples und Songs laden und abspielen, wenn man die Bedienknöpfe dazu gefunden hat. Auch bearbeiten kann man sie, wenn man weiß, was welcher Knopf tut. Dazu braucht man aber ein immenses Vorwissen zur Erstellung von Musikmodulen, denn die Anleitung erklärt anhand von Fachbegriffen die mit Fachbegriffen bezeichneten Knöpfe und Schalter... Sie ist also nicht hilfreich. Eine Einführung oder ein simples Beispiel zum Nachvollziehen ist nicht vorhanden.

So blieb es auch bei mir immer dem Zufall überlassen, ob eine Manipulation an eines Songs letztlich auch glückte, oder ob ich frustriert die drei meistbenutzten Tasten eines jeden Rechners gedrückt habe. Nicht, weil das Programm hing, sondern aus reinem Ärger, sozusagen als Strafe, weil es mich so quälte.

Immerhin kennt DigiBooster einige Formate (XM, S3M, Octamed, MOD, Oktalyzer und DIGI) und kann XM und MOD exportieren. Profis werden die DSP-Effekte zu schätzen wissen, außerdem die Unterstützung von Sound- und Grafikkarten.

Empfehlung

Wollen Sie einfach mal so reinschnuppern, in die Welt der computerunterstützten Musik, sparen Sie sich Ihr Geld und sehen Sie sich erstmal im Aminet nach Demo- und Freewareversionen ähnlicher Programme um.

Schreckt Sie eine grausame Bedienung und eine unübersichtliche Oberfläche nicht ab, und es geht Ihnen nur um Funktionalität, bietet DigiBooster bestimmt genug, um auch Profis zufriedenzustellen.

Wertung

Produkt: DigiBooster Pro Hersteller: T. & W. Piesta
Art: Soundmodul-Editor Version: 2.18
Preis: 99,- DM Bez.Quelle: APC & TCP
Leistungsfähigkeit:2
Benutzerfreundlich:6
Dokumentation:5
Preis-/Leistung:4
Gesamt:4

Support: http://www.amigaworld.com/support/digibooster/index.html
Vertrieb: APC&TCP, Postfach 59, 83236 Übersee


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